Obstgehölze in der Landschaftsgestaltung

Der Obstanbau hat in dem kleinen Ländchen Anhalt eine über 200-jährige Geschichte. Er entwickelte sich unter der Obhut des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz, der Ökonomen und Landwirte von Raumer und Holzhausen. Er wurde ein Mittel zur Anhebung der Wirtschaftlichkeit landwirtschaftlicher Betriebe und übernahm eine wichtige Funktion in der Landschaftsästhetik.

Obstpflanzungen entlang der Straßen, Feldwege, Hochwasserschutzwälle, in den Parkanlagen, in der Feld- und Wiesenflur und in den privaten Gärten wurden zu Markenzeichen des sich herausbildenden Gartenlandes (Lott, 1991).

Obstmusterpflanzungen in den Parkanlagen, im Georgium, im Wörlitzer und Kühnauer Park übermittelten Anlagemethoden und Bewirtschaftungshinweise. Sie sind bis heute erhalten. Der allgemeine Obstbau hatte sich in breiten Kreisen der Bevölkerung und im Landschaftsbild bereits einen festen Platz erobert, als sich die Nachbarn von Anhalt-Dessau erst für den Obstbau zu interessieren begannen. 

Heute ist das Gartenreich an diesem wichtigen Strukturelement, den blütenreichen Obstbäumen, verarmt. Als Zeugen der 200-jährigen landschaftsgestalterischen Geschichte sind vergleichsweise nur noch wenige Obstbestände erhalten. Mit der Rekonstruktion von Alleen und flächigen Obstpflanzungen an historischen Obstorten wurde seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wieder begonnen. Die Früchte werden geerntet, verarbeitet und die Produkte regional vermarktet.

Die kulturhistorische Seite verbindet sich heute mit aktuellen Aspekten des Naturschutzes. Bei neuen Obstpflanzungen wird besonderer Wert auf die Erhaltung der historischen Obstsorten, die zum Teil selten geworden sind, sowie auf die Erhaltung des Wildobstes in der Aue gelegt. 

An Straßen und in Ortschaften erfreut sich die Blütenfülle der Obstgehölze wieder zunehmender Beliebtheit. Um den stark veränderten Verkehrsverhältnissen gerecht zu werden kann man auf Züchtungen zurückgreifen, bei denen der Fruchtbehang keine Gefährdung für den Straßenverkehr mit sich bringt. Die Anreicherung der Landschaft des Gartenreichs mit Obstpflanzungen nach historischem Vorbild ist ein Prozess, der angelaufen ist und bei Entscheidungen für Maßnahmen zur Aufwertung der Landschaft wieder einen Platz einnimmt. Eine Erfassung und Bewertung der historischen Obstanlagen im Gartenreich liegt beim Förder- und Landschaftspflegeverein Mittelelbe e.V. vor. Die Biosphärenreservatsverwaltung verfügt ebenfalls über eine Aufstellung der Streuobstwiesen im Gartenreich.

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